Nokia 8.1 Testbericht

Seit meinem Unboxing des Nokia 8.1 ist inzwischen ein Monat vergangen, so dass es höchste Zeit für den Testbericht wird!

In der Zwischenzeit hat HMD Global auf dem Mobile World Congress in Barcelona einige neue Geräte vorgestellt und damit für die Nokia-Smartphones das Jahr 2019 eingeläutet. Mit dem Nokia 3.2 und dem Nokia 4.2 hat man im Einsteigersegment noch einmal nachgelegt, mit dem Nokia 9 Pureview kommt Anfang April dann auch Nokias neues Flagship auf den Markt. Für die meisten Anwender wird das Nokia 8.1 aber das interessantere Smartphone im Lineup bleiben, vor allem weil das Nokia 9 Pureview mit 649€ UVP noch einmal gute 200 Euro teurer ist als das 8.1 (449,- UVP).

Nun aber zur Sache:

Verarbeitung

Die Verarbeitung des Nokia 8.1 hat mich wirklich überzeugt. Das Gerät fühlt sich sehr gut an und die Verbindung aus Glas und Metall ist so gut ausgeführt, wie ich es sonst nur von iPhones und Android Flagships kenne. Das Nokia 8.1 sieht einfach sehr gut aus und fühlt sich auch gut an.

Die Buttons haben alle einen sehr angenehmen Druckpunkt, fühlen sich sehr wertig an und haben kaum Spiel. Insgesamt liegt das Gerät sehr gut in der Hand und man fasst es einfach gerne an.

Das Nokia 8.1 (Quelle: Nokia.com)

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber dennoch: Die Rückseite aus Glas und die hervorstehenden Kameras führen dazu, dass das Gerät auf schrägen, glatten Oberflächen relativ leicht wegrutschen kann. Festgestellt habe ich das, weil die Schreibunterlagen der Hörsaalbänke bei uns an der Hochschule manchmal etwas Neigung zum Sitz hin haben und mir das Gerät dann plötzlich entgegen kam. Da die meisten Leute bei Smartphones aber vermutlich eh eine Hülle nutzen und die meisten Tische ohnehin ausreichend gerade sind, dürfte das Problem wohl eher selten auftreten.

Positiv überrascht hat mich, wie stabil das Gerät trotz der hervorstehenden Kameras auf dem Tisch liegt. Man muss schon sehr stark auf das Gerät tippen oder gezielt nach Kipppunkten suchen, damit es anfängt zu wackeln.

Ausstattung

Das Nokia 8.1 ist hardwaretechnisch solide ausgestattet. Dem Qualcomm Snapdragon 710 Prozessor stehen 4GB RAM zur Seite, der interne 64GB eMMC-Speicher lässt sich per MicroSD-Karte im Hybrid-Slot um bis zu 400GB erweitern, wenn man bereit ist, auf die Nutzung einer zweiten SIM-Karte zu verzichten.

Das Nokia 8.1 bringt WLAN nach 802.11 b/g/n/ac sowie Bluetooth 5.0 und LTE mit. Zur Lokalisierung werden neben GPS auch GLONASS und Beidou unterstützt. In Sachen Konnektivität ist man also gut gerüstet.

Auch bei den Anschlüssen sieht es gut aus. Der 3.500mAh Akku wird über USB-C mit 18W schnell geladen. Für Kopfhörer ist außerdem noch ein 3.5mm AUX-Anschluss verbaut – heute ja leider kein Standard mehr. Der USB-Anschluss bietet leider nur USB 2.0, in Zeiten der Cloud braucht man den aber eh eher selten. Drahtloses Laden ist leider nicht möglich.

Die gläserne Rückseite des Nokia 8.1 (Quelle: Nokia.com)

Das 6.18″ Display hat ein Seitenverhältnis von 18.7:9 und unterstützt HDR-10. Im Nokia 8.1 sind insgesamt 3 Kameras verbaut: Die 12MP Hauptkamera auf der Rückseite kommt unter anderem auch im Google Pixel 3 zum Einsatz und verfügt über optische Bildstabilisierung. Dementsprechend kann man auf dem Nokia 8.1 auch die Google Camera App des Pixel einsetzen, allerdings werden die Bilder des Pixel 3 immer noch etwas besser sein. Eine zusätzliche 13MP Kamera sammelt Informationen für Bokeh-Effekt und Co.; dank Doppelblitz lassen sich Aufnahmen gut ausleuchten. Auf der Vorderseite ist für Selfies und Videotelefonie eine 20MP Kamera verbaut. Die 2 Mikros des Nokia 8.1 ermöglichen in Videoaufnahmen Surroundsound über Nokias OZO Technologie und der einzelne Lautsprecher neben dem Ladeanschluss klingt gut und wird laut genug, um auch beim Kochen trotz Dunstabzugshaube noch bequem Podcasts hören zu können. Insgesamt ein gutes Multimedia-Paket.

Das Nokia 8.1 von der Seite (Quelle: Nokia.com)

Auch die Komfort-Funktionen kommen beim Nokia 8.1 nicht zu knapp. Dank des Fingerabdrucksensors auf der Rückseite lässt sich das Gerät zügig entsperren. Mit dem neuen Lockdown-Modus in Android Pie kann man außerdem vom Sperrbildschirm aus den Fingerabdrucksensor bis nach dem nächsten Entsperren deaktivieren. Den entsprechenden Button findet man im Herunterfahren-Menü. Das verbaute NFC-Modul ermöglicht kontaktloses Bezahlen via Google Pay und Co.. Allerdings musste ich erst etwas danach suchen. Es liegt direkt oben bei den Kameras. Ich hatte es allerdings eher im flacheren Teil des Geräts vermutet.

Display

Das 6.18″ Display hat unten einen kleinen Rand und oben eine Notch, in der die Hörmuschel und die Selfiecam untergebracht sind. Das Display unterstützt HDR-10, entsprechend brillant und dynamisch kommen Videos auch rüber. Statt meines 7″ Tablets nutze ich zum Streamen praktisch nur noch das Nokia, da der Bildschirm kaum kleiner ist und einfach sehr gut aussieht. Das 18.7:9 Seitenverhältnis führt bei Videos häufig zu Balken rechts und links, bei YouTube und Netflix lässt sich aber einfach per Zoom-Geste der Inhalt an das Display anpassen, so dass man hier das volle Display nutzen kann. Die Blickwinkelstabilität ist ziemlich gut, auch wenn das Gerät auf dem Schreibtisch oder Nachttisch versetzt neben mir lag konnte ich Benachrichtigungen immer gut ablesen und Videos bei guter Helligkeit und Farbwiedergabe genießen.

Das Display des Nokia 8.1, oben die Statusbar neben der Notch (Quelle: Nokia.com)

Eine eher kontroverse Designentscheidung Nokias war es, die Notch permanent auszublenden. Die Bereiche links und rechts der Notch werden so nur für die Statusleiste genutzt und der eigentliche Bildschirminhalt beginnt direkt unter der Notch. Mir persönlich gefällt das gut, da ich so eine Platzersparnis bezüglich der Statusbar habe und die Notch nicht in Apps und Videos hineinragt. Im offiziellen Nokia Forum gibt es allerdings einige Nutzer, die lieber die Möglichkeit hätten, selber über das Ein- und Ausblenden der Notch zu entscheiden und entsprechende Threads gestartet haben.

Schnellladen und Akkulaufzeit

Der 3.500mAh Akku wird dank 18W-Ladegerät innerhalb einer guten halben Stunde um 50% von 30% auf 80% geladen. Mit diesen 50% kam ich dann bei mittelintensiver Nutzung etwa einen Tag lang aus.

Meine Nutzung besteht dabei aus etwas Surfen und Messaging, Videostreaming beim Mittag- und Abendessen, sowie viel Podcasts-Hören zwischendurch. Für meine Bluetooth-Kopfhörer habe ich außerdem neben WLAN auch Bluetooth permanent aktiviert. Über Nacht schalte ich das Gerät allerdings ab, was sich allerdings kaum auf die Akkulaufzeit auswirken dürfte.

Mit einer Akkuladung von 100% kam ich tatsächlich etwa 2 Tage aus.

 

Geekbench CPU Benchmark

Kamera

Im Nokia 8.1 sind insgesamt 3 Kameras verbaut. Die 20MP Kamera auf der Vorderseite ermöglicht Selfies in 4k und Videoaufnahmen in 1080p. Die zwei Kameras auf der Rückseite ermöglichen Fotos und Videos in 4k. Außerdem sorgt die optische Bildstabilisierung für wackelfreie Filme.

Nokia Kamera vs Google Camera

Da die Hauptkamera die selbe wie im Google Pixel 3 (XL) ist, bot es sich an, sie auch mal auf dem Nokia 8.1 auszuprobieren. Am besten scheint sich da die Portierung für das Pocophone F1 zu eignen. Entsprechend habe ich mir diese Version mal installiert und ein paar Bilder aufgenommen.

Die Google Kamera hat gegenüber der Nokia Kamera ein paar Vorteile: Zum einen bietet die Google Kamera mit der Night Sight-Funktion den zur Zeit wohl besten Modus für Nachtaufnahmen an. Außerdem hat Google mit Super Res Zoom einen sehr guten digitalen Zoom für Fotos eingebaut.

Allerdings hat auch die Nokia Kamera einen großen Vorteil gegenüber der Google Kamera. Dank OZO Audio verfügen Videos der Nokia Kamera über deutlich besseren Sound als Videos der Google Kamera.

Automatikmodus

Im Automatikmodus schießen beide Kamera-Apps gute Bilder, die sich vor allem im Farbprofil unterscheiden. Welches Farbprofil besser passt, ist häufig vom Motiv und der Situation abhängig.

Selfies

Die Google Camera kann, zumindest zur Zeit, auf dem Nokia 8.1 Selfies nur mit 5MP aufnehmen. Diese Einschränkung gilt auch für alle anderen Kamera-Apps. Nur die vorinstallierte Nokia Kamera kann die vollen 20MP nutzen. Die Nokia Kamera hat leider etwas mit Überbelichtung zu kämpfen, das soll aber in einem Update behoben werden. Im Allgemeinen gefallen mir die Selfies der Google Camera besser.

Night Sight

Night Sight ist eine Art verbessertes HDR. Zum Fotografieren in dunklen Umgebungen erhöht man normalerweise einfach die Belichtungsdauer, um bei gleicher Helligkeit im fertigen Bild ein geringeres Bildrauschen zu erzielen. Verwendet man dazu ein Stativ und speichert direkt die Rohdaten des Fotosensors kann man dann evtl. überbelichtete Bereiche in der Nachbearbeitung abdunkeln, so dass das Bild gut ausgeleuchtet ist. Schießt man so ein Bild allerdings direkt aus der Hand verschwimmt das Bild, da man die Kamera über den langen Belichtungszeitraum nicht ruhig halten kann.

Google löst dieses Problem, in dem mehrere Bilder mit eher kurzer Belichtungsdauer intelligent zu einem Bild mit längerer Belichtungsdauer kombiniert werden. Dadurch ist es möglich, auch beim Fotografieren aus der Hand sowohl das Rauschen als auch das Verschwimmen stark zu reduzieren.

Im Vergleich zwischen einer Aufnahme im Automatikmodus und einer Night Sight Aufnahme sieht man den enormen Unterschied sehr deutlich. Die Night Sight Aufnahme enthält deutlich mehr Details und weniger Rauschen und ist deutlich heller.

Google Camera mit Night Sight

Super Res Zoom

Mit Super Res Zoom ermöglicht die Google Kamera die Auflösung von Aufnahmen mit Digitalzoom deutlich zu erhöhen. Dabei macht sich die Software die Tatsache zunutze, dass die Hand beim Fotografieren immer minimal in Bewegung ist. Wenn man mit Zoom eine Fotoserie schnell hintereinander schießt, ist jedes einzelne Bild gegenüber den anderen etwas verschoben. Kombiniert man nun diese Einzelaufnahmen in ein einziges Bild, erhält man eine deutlich höhere Auflösung als bei einer der Einzelaufnahmen.

Im Vergleich mit dem konventionellen Zoom der Nokia Kamera sieht man das sehr deutlich.

Videos mit OZO Surround Sound

Die Nokia Kamera bringt Nokias patentierte OZO Audio Technik mit. Die stammt ursprünglich aus der Entwicklung von 360° Kameras und ermöglicht Surround Sound mit nur zwei Mikrofonen. Die zwei Mikrofone des Nokia 8.1 sind oben gegenüber dem Aux-Ausgang und unten neben dem USB C-Port angeordnet.

Leider scheint OZO Audio empfindlicher auf Wind zu reagieren als die konventionelle Audioaufnahme bei Verwendung von Google Camera. Im Testvideo der Nokia Kamera ist, im Gegensatz zum Video der Google Camera, deutlich Wind zu hören. Vielleicht hatte ich aber auch nur Pech und bei der einen Aufnahme war es etwas windiger als bei der anderen.

Den Unterschied zwischen dem Sound einer Aufnahme der Google Kamera und dem einer Aufnahme der Nokia Kamera kann man deutlich heraushören.

ARCore und Google Playground

Iron Man in Google Playground

Da das Nokia 8.1 Googles ARCore hardwaretechnisch unterstützt, kann man auch Google Playground in der Google Kamera App nutzen, sofern man ARCore und Playground nachinstalliert. Damit lassen sich digitale Inhalte in die Aufnahme hineinprojizieren.

Google Playground funktioniert sowohl in Fotos als auch in Videos. 3D-Charaktere können zum Teil auch interagieren, was die Sache noch einmal etwas reizvoller macht. Wie der Name schon sagt, ist Google Playground ein Spielplatz. Es lohnt sich also, die diversen Möglichkeiten auszuprobieren und die Sache dabei nicht zu ernst zu nehmen. Playground gibt einen kleinen Ausblick darauf, was in Zukunft mit AR auf mobilen Geräten möglich werden könnte. Dank immer besser werdender Objekterkennung werden wir hier in Zukunft noch deutlich mehr Interaktion mit den Gegenständen und Personen der Umgebung sehen.

Android One

HMD Global setzt bei den Nokia Smartphones ab dem Nokia 3 aufwärts auf Android One. Das bedeutet, dass diese Geräte mindestens 2 Jahre lang jeweils die aktuelle Android-Version erhalten und mindestens 3 Jahre lang monatliche Sicherheitspatches erhalten. Außerdem erhalten die Geräte ein nicht oder nur geringfügig modifiziertes Android. Entsprechend wenig Bloatware ist auf den Nokia Smartphones vorinstalliert.

Nokia 8.1 als Android Beta Gerät?

Das Nokia 7 Plus gehörte letztes Jahr zu den Geräten, für die die Betaversion von Android Pie verfügbar war. Da das Nokia 8.1 dessen Nachfolger ist, besteht die Hoffnung, dass es evtl. das 7 Plus als Beta Gerät ersetzt oder ergänzt. Es bleibt abzuwarten, ob es im Vorfeld oder im Zuge der Google IO diesbezüglich eine Ankündigung geben wird.

Zubehör

Im Laufe des letzten Monats habe ich mir auch etwas Zubehör für das Nokia 8.1 zugelegt. Um die gläserne Rückseite zu schützen habe ich mir eine transparente Hülle zugelegt, die praktischer Weise auch gleich das Problem mit dem Wegrutschen auf leicht schrägen Oberflächen löst.

Außerdem brauchte ich ein längeres USB-Kabel (min. 1.5m), damit das Smartphone beim Laden neben mir auf dem Schreibtisch liegen kann. Wichtig war mir hier vor allem, dass es robust ist und die Schnellladefunktion unterstützt. Hier bin ich bei Anker fündig geworden.

Fazit

Mit dem Nokia 8.1 bekommt man für 450 Euro (UVP, inzwischen meistens günstiger) ein sehr gut verarbeitetes Smartphone der oberen Mittelklasse, mit dem man eigentlich alles machen kann, was das Google Pixel 3 so kann. Dank Snapdragon 710 und unverbautem Android Pie hat man ein sehr flüssiges Bedienerlebnis, das man sonst eher in der Oberklasse suchen würde. Die Kameras machen (zum Teil mit etwas Nachhilfe durch die Google Camera) gute Bilder und Videos und der Sound der Videos der Nokia Kamera ist ausgezeichnet. Dank des guten Displays macht Video-Streaming auch am kleinen Bildschirm Freude und das NFC-Modul ermöglicht zügiges kontaktloses Bezahlen. Die gute Akkulaufzeit bringt einen zuverlässig durch den Tag und durch Android One kann man das Gerät auch gut 2-3 Jahre lang nutzen, ohne sich Sorgen um Sicherheitsupdates machen zu müssen.

Ich benutze das Nokia 8.1 sehr gerne und bin gespannt, was HMD Global da in den nächsten Monaten und Jahren noch so in petto hat und was Android Q und R wohl so bringen werden.

Jahrgang 1994. Gelernter Fachinformatiker für Systemintegration und zur Zeit Student der Informatik an der TH Köln. Programmiert, benutzt Solus und bastelt mit Technik. E-Gitarren-Spieler und -Verbastler. Liebt Podcasts und Hörspiele sowie Hörbücher. Interessiert sich für (Netz-)Politik.

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