Heiße Brüllwürfel – SoundCore Icon Mini Testbericht

Wie das so ist, habe ich mir – von einer Rabatt-Aktion motiviert – mal neue Brüllwürfel gegönnt. Gleich zwei in den beiden verfügbaren Farben Orange und Schwarz. Obwohl es Infos zu einer hellblauen und roten Variante gibt, konnte ich bisher keinen Shop ausfindig machen, der diese auch auf Lager hat. Für 22€ pro Stück war ich jedenfalls sehr gespannt, was da kommen würde, zumal mit der nicht selbstverständlichen Möglichkeit, sie auch im Stereo-Modus zu nutzen, geworben wurde. Aber dazu später mehr.

Die Box enthält den SoundCore Icon Mini, ein Micro-USB-Kabel und das übliche Lesematerial. Letzteres ließ ich wie immer erstmal unangetastet. Wie sich später herausstellen sollte, schadet ein kurzer Blick in die Anleitung nicht. Das Objekt der Begierde fühlt sich erstmal angenehm geschmeidig an. Alle Tasten zur Bedienung sind an der Oberseite zu finden. Seitlich fällt eine Gummiabdeckung nur minimal auf. Der Grill vorne wartet mit einem sounðcore-Schriftzug auf. Darüber hinaus baumelt von der Seite eine Trageschlaufe. Anker als eigentlicher Hersteller versteckt sich namentlich auf der Rückseite bei den Modelldetails. Das schlichte Design gefällt mir und wirkt nicht so günstig wie der Preis, für den ich eingekauft habe. Es kribbelt mir direkt in den Fingern, es auszuprobieren.

Größe9,5 x 7,6 x 3,6 cm
Gewicht180g
Leistung3W (6W im Stereo)
Akkulaufzeit8h
IP CodeIP67 Wasserfest und staubgeschützt
VerbindungBluetooth 4.2
AnschlüsseAUX 3,5mm Klinke
Strom 1A über Micro-USB

Das Einschaltgeräusch ist erstmal erfreulich angenehm und es ertönt kein schriller Ton oder gar eine Sprachausgabe, wie man sie bei vielen Geräten hat. Das Verbinden über Bluetooth ist schnell erledigt, ob am Handy oder Laptop. Den entsprechenden Knopf gedrückt, blinkt die LED hinter dem Gitter in Blau und “Soundcore Icon Mini” erscheint in der Liste der verfügbaren Geräte. Ein eventuell angezeigter Bestätigungscode kann hierbei übrigens getrost ignoriert werden, der Soundcore sieht keine Bestätigung vor.

Die Steuerung über die Knöpfe am Gerät ist weitgehend selbsterklärend. “Ein/Aus”, “Leiser”, “Lauter” und “Bluetooth” sind an eindeutigen Symbolen zu erkennen. Für “Play/Pause” ist der ð-Knopf zuständig, was von der Position her naheliegend ist. Sagte ich weitgehend? Wie man den laufenden Song überspringt, war mir im ersten Moment nicht klar. Ein Blick in die Anleitung half hier weiter: Man drückt den ð-Knopf jeweils zweimal oder dreimal hintereinander um zu überspringen bzw. zurückzuspringen. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Natürlich kann man das auch stattdessen am verbundenen Gerät machen, wo man bei der Gelegenheit vielleicht sowieso nochmal nachsieht, was als Nächstes in der Playlist steht.

Die Verbindung ist erfreulich stabil – selbst wenn man z.B. mit dem verbundenen Handy etwas umherläuft – und bemüht sich selbst, zumindest nicht sofort abzubrechen, wenn man an den Rand der Reichweite kommt. Ins Zimmer nebenan oder auch ins Badezimmer zu gehen (wenn man denn sein Handy dorthin mitnehmen möchte) ist also kein Problem; ein Etagenwechsel ist allerdings weniger zu empfehlen. Eine kleine Verzögerung ist je nach Gerät bemerkbar, das Problem kann auch Anker nicht zauberhafter Weise aus dem Weg schaffen. Bluetooth bleibt Bluetooth und Brautkleid bleibt Brautkleid.

Sofern man ein Handy angeschlossen hat, kann man über die ð-Taste auch einen Anruf annehmen bzw. auflegen oder bei Bedarf auch länger gedrückt halten, um einen eingehenden Anrufer abzulehnen. Dank eingebautem Mikro wird der Soundcore dadurch zur Freisprecheinrichtung. Für mich ist das erstmal nicht sehr interessant, da ich vorzugsweise am Ohr bzw. Headset spreche. Insbesondere durch die mobile Einsatzmöglichkeit möchte ich dann nicht gerade alle Partygäste auf diese Weise “unterhalten”. In dem Fall lässt sich in den Bluetooth-Einstellungen das Profil entsprechend umstellen. Was ich hier spannender gefunden hätte, wäre Unterstützung für den smarten Assistenten meiner Wahl. Das scheint allerdings trotz Mikrofon nicht unterstützt zu werden.

Was die Posen angeht gibt sich der Soundcore flexibel. Er steht bereitwillig waagerecht, bei Gefallen auch kopfüber. Hochkant ist leider wegen eines unausgeglichenen Schwerpunktes nicht machbar. Achja, und man kann ihn natürlich hinlegen, sodass das Gitter mit dem sounðcore-Schriftzug nach oben zeigt. Vier kleine Gummifüßchen würden sogar vermuten lassen, dass das die natürliche Ausrichtung sei. Mir wäre erstmal garnicht in den Sinn gekommen, ihn so zu positionieren, da ich die Beschallung eher in den Raum hinein erwarte. Mitten auf dem Tisch ist das aber gar keine so schlechte Idee. Zudem erlaubt die kompakte Bauform auch, z.B. in einem schmaleren Küchenschrank oder zwischen Büchern im Regal leicht Platz zu finden. Das Design lädt auf jeden Fall zum Experimentieren ein.

Was kann man nun von 3W eigentlich erwarten? Klein, aber oho? Wenn der Kleine erstmal läuft, bekommt man allerdings eine beachtliche Beschallung, die man von den reinen Daten her vielleicht nicht vermuten würde. Für ein Zimmer oder auch das heimische Büro definitiv sehr ausreichend. Die Nachbarn bekommen leider bzw. zum Glück von dem Ohrenschmaus nicht viel mit. Natürlich sollte man jetzt keinen dicken Bass erwarten. Die kleinen Soundcores vibrieren schon sehr ordentlich, würden aber vermutlich die Fensterbank nicht zum Beben bringen.

Nun zur Stereo-Funktion – offiziell “TWS” genannt – dem für mich eigentlichen Highlight: Hat man wie ich zwei SoundCores, erkennen sie sich gegenseitig nach Druck auf die Bluetooth-Taste. Man verbindet sich dann mit nur einem Gerät um auf beiden gleichzeitig abspielen zu können. Das wertet den kleinen Lautsprecher klanglich nochmal stark auf, da man nun Raumklang bekommt. Der linke und rechte Kanal teilen sich auf, sodass man tatsächlich Stereo hört mit insgesamt 6W geballter Leistung. Entsprechend synchronisiert sich auch die Lautstärke, es ist also egal an welchem SoundCore man die Bedientasten nutzt, um lauter oder leiser zu machen. Da wurde tatsächlich zu Ende gedacht. Sofern man etwas hört, bei dem Raumklang weniger relevant ist, kann man hiermit sogar mehrere Räume versorgen. Auch hier ein Plus für Flexibilität. Sollte es vorkommen, dass man zuviel zwischen den Geräten umherspringt: einfach mal aus- und wieder einschalten. Dann finden sich die Geschwister direkt wieder, ohne dass man vielleicht nochmal in Versuchung kommt, alles neu einzurichten.

Unterwegs wird der 180g leichte und keine 10cm lange Mini in die Tasche oder den Rucksack gepackt. Er passt sogar in eine größere Hosentasche. Und dann ab an den Strand oder in den Garten. Hier macht sich die kleine Trageschlaufe auch gut, sei es zum Tragen oder um einen Baum als natürliche Halterung zu verwenden.

Sofern man – wie ich – gerne mal am Rhein sitzt (andere europäische Flüsse verfügbar) oder ans Meer geht, ist es ganz gut zu wissen, dass man sich keine Sorgen machen muss, wenn der Brüllwürfel mal Wasser oder Sand abbekommt. Dank IP67 ist der Soundcore staub- und wasserfest. Man kann ihn dank der Gummiabdeckung sogar einmal komplett abtauchen lassen, auch wenn das sicherlich den Musik- oder Podcastgenuss erstmal nicht fördert. Aber der Sinn ist ja schließlich nicht, das Aquarium musikalisch zu untermalen. Wer in der Dusche oder Wanne gerne etwas bessere Beschallung hat, kann hier ebenfalls entspannter sein und mittels der Schlaufe auch neben der laufenden Brause einen guten Platz finden. Das finde ich top.

Vor allem unterwegs ist natürlich die Leistung des eingebauten Akkus interessant: Im Lieferzustand kamen meine zwei Testgeräte auf 6h30 bzw. 7h einschließlich Mittagspause. Nach Aufladung hielten beide etwas länger durch und kamen an die nominalen 8 Stunden gut ran, wobei wieder beiden etwas versetzt der Saft ausging, wenn sie im Tandem liefen. Die Variation laste ich mal dem Stereo-Modus an. Das ist in jedem Fall ordentlich, wie ich finde, auch für eine längere Gartenparty.

Laut Anleitung sollte der sich dem Ende neigende Akkuladestand durch eine rot leuchtende LED angekündigt werden. Falls das passiert, dann offenbar so spät, dass ich es auch mehrfach nicht mitbekommen habe, bevor sie tatsächlich ausgingen. Im üblichen Einsatz würde wohl auch kaum jemand regelmäßig darauf schauen. Ein hörbares Signal wäre da effektiver – andererseits unterbricht so auch kein Warnton den Ohrenschmaus. Wenn die Funkverbindung verschwindet und nicht neu verbunden wird, geht auch der Soundcore innerhalb von 10 Minuten aus (alternativ 2s die Power-Taste gedrückt halten). Das erwarte ich allerdings auch von einem modernen kabellosen Lautsprecher.

Das Einstecken eines Micro-USB-Kabels in die hinter der Gummiabdeckung versteckte Buchse, respektive eine 1A-Stromquelle reicht zum Laden aus. Ein 1m Micro-USB auf USB A wird mitgeliefert. Entsprechende Netzteile finden sich heutzutage in den meisten Haushalten. Das dauert mangels Schnelladeunterstützung etwa 3 Stunden. Schneller wäre sicherlich schön, in dem Formfaktor aber vermutlich auch nicht trivial umzusetzen gewesen. Ein wirklicher Kritikpunkt ist es für mich nicht. Das SoundCore schaltet sich übrigens beim Laden nicht von selbst ein, lässt sich aber bei Bedarf ohne Wartezeit direkt wieder nutzen. Etwas ärgerlich ist hier, dass ein eingestecktes Kabel das Fliegengewicht mitunter mitzieht. In dem Fall muss man schauen, wie man sich damit arrangiert.

Klinke in die Hand: Neben blauzahnigen Funkwellen kann der Soundcore, ebenfalls unter der Gummiabdeckung, neben der Micro-USB-Buchse auch per 3,5mm AUX-Eingang bespeist werden, was sehr nützlich ist, wenn man z.B. einen PC, ChromeCast oder eine Switch ohne Bluetooth anschließen möchte. Ein entsprechendes Kabel liegt nicht bei, das muss man sich also gegebenenfalls für kleines Geld anschaffen. Der Hersteller geht vermutlich davon aus, dass die meisten Nutzer ein Handy mit Bluetooth verwenden, das mit zunehmender Wahrscheinlichkeit keine Buchse für Kopfhörer mehr hat. Wie beim Laden wird der Soundcore auch hier je nach Positionierung sein Gleichgewicht nicht halten können und sich Richtung Kabel neigen. Nicht zu dramatisch, aber zumindest etwas ärgerlich. Leider funktioniert in meinem Fall das Steuern der Wiedergabe am Lautsprecher zumindest mit meinen Kabeln nicht. Dazu bräuchte man vermutlich ein 4-poliges Klinke auf Klinke-Kabel. Dafür schläft der SoundCore aber beim Entfernen des Kabels genauso wie beim Verschwinden der Bluetooth-Verbindung automatisch ein. Eine aktive Bluetooth-Verbindung behauptet sich übrigens gegenüber dem Kabel, solange sie besteht. Ein kleiner Wermutstropfen ist noch, dass bei Verwendung einer kabelgebundenen Quelle keine Bluetooth-Verbindung zu einem weiteren Gerät mehr möglich ist. In dem Fall müssen also konsequent alle Lautsprecher analog versorgt werden. Alternativ bekommt man für etwa 20€ einen separaten Bluetooth-Transmitter, sofern einem der Komfort das wert ist.

Alles in allem bin ich trotz meiner etwas kritischen Betrachtung sehr zufrieden. Der Soundcore Icon Mini klingt trotz der kleinen und portablen Bauweise gut, lässt sich von Wasser und Schmutz nicht einschüchtern und hält eine ganze Weile durch, bis ihm die Puste ausgeht. Das Stereo-Feature macht zudem richtig viel Spaß und bei dem günstigen Preis (29,99€ UVP) muss man nicht zu lange überlegen, ob man sich das leisten kann.
Wer etwas mehr Power möchte, sollte sich evtl. den größeren Bruder einmal anschauen. Der SoundCore Icon – ohne Mini – hat einen etwas üppigeren Akku mit bis zu 12Std Laufzeit, mit 10W etwas mehr Leistung und kommt auf doppelter Länge in einer Stoffverkleidung daher. Die Features sind ansonsten gleich. Natürlich kostet das Ganze auch mehr. Ob es einem das Upgrade wert ist, ist sicherlich Geschmackssache.

+ klein und leicht
+ Staub- und wasserfest
+ gute Akkulaufzeit
+ angenehmes An/Aus-Geräusch
+ Stereo-Funktion

– Schwerpunkt etwas unausgeglichen
– keine akustische Akkuwarnung
– kein Klinkenkabel im Lieferumfang
– nicht als persönlicher Assistent nutzbar

Weltenbummler, QA-Entwickler bei SUSE, Panzergürtelschweifdompteur bei Midori Web Browser

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