Sonnenbrille mit Kamera – Joycam Review

Agenten-Ausrüstung oder Spielzeug? Ján hat eine Sonnenbrille mit integrierter Kamera getestet!

Ja, ihr seht richtig, dieses Produkt scheint keinen Namen außer dem Markennamen zu haben. Ich habe es zufällig gefunden. Ich schaute einfach bei Google Images nach etwas ganz anderem, als ich diese Brille entdeckte.

Ich habe damals zufällig nach einer Sonnenbrille gesucht. Ich dachte “wow, dieses Sci-Fi-Design ist wirklich großartig”. Das Bild wurde von Amazon verlinkt, also habe ich sie mir dort angeschaut.
Nachdem ich die Beschreibung gelesen hatte, wurde mir klar, dass sie auch eine Kamera enthält. Ich zögerte mit dem Kauf und als ich mich entschied, war sie bei Amazon ausverkauft.
Ich musste das Bild googeln, um herauszufinden, wer sie sonst noch verkauft. Ich habe sie beim spanischen Amazon gefunden, dort war sie sogar reduziert. Die Lieferung war kostenlos, also habe ich sie ausprobiert.

Auspacken

Auch das Auspacken war keine angenehme Erfahrung. Sie kam mit einer Tasche, deren Reißverschluss entweder schon beschädigt war oder den ich sehr früh beschädigt habe. Auf jeden Fall ist der Reißverschluss sehr minderwertig.
Die Sonnenbrille sah so cool aus wie beschrieben, funktionierte aber nicht richtig. Sie kam mit einem Handbuch in chinesischer Sprache und kaum verständlichem Englisch, das viele wichtige Informationen ausließ. Sie braucht auch eine microSD-Karte für den Betrieb und ich hatte keine Speicherkarte zur Hand.

Ich habe am nächsten Tag eine mit 32 GiB gekauft (32 GiB ist die maximale unterstützte Größe). Die von ihr produzierten Videos enthielten einen Zeitstempel, der falsch eingestellt war, und die Art und Weise, ihn zu entfernen, wurde nur in der Q&A-Sektion auf der Amazon-Website beschrieben. Nach dem all das bewältigt war, waren sie sehr brauchbar.

Nutzung

Ich fand die Sonnenbrille sehr nützlich für den Radsport. Es gibt viele interessante Straßen in den Hügeln um meine Heimatstadt herum und sie sind es wert, aufgenommen zu werden.
Die Kamera hat einen ziemlich weiten Aufnahmewinkel (170°) und zeichnet fast alles auf, was ich sehe, außer wenn ich nach unten schaue (beim Radfahren gibt es da sowieso nichts Interessantes). Wenn ich mir die Hügel um mich herum ansehe, sind sie alle gut sichtbar.
Die Aufnahme wird durch einen Druck auf einen Knopf aktiviert, der allein kaum wahrnehmbar ist, aber durch Berührung leicht gefunden werden kann, wenn man weiß, wonach man sucht. Beginn und Ende der Aufnahme werden durch Pieptöne angekündigt, die auch bei höheren Geschwindigkeiten, bei denen der Wind laut ist, hörbar sind, aber nicht unangenehm laut. Die Aufnahme selbst wird nur mit einer kleinen LED angezeigt, die sich nicht im Blickfeld des Trägers befindet.
Die Daten können gelesen werden, indem die microSD-Karte in einen Laptop gesteckt und ausgelesen wird. Die Sonnenbrille wird über ein USB-Ladegerät geladen, aber es muss ein eigenes Kabel verwendet werden, da der Anschluss an der Brille nicht der übliche microUSB-Anschluss ist. Der Anschluss scheint nur zum Aufladen vorgesehen zu sein.
Die Akkulaufzeit ist angemessen, 80 Minuten Aufnahme sind laut Hersteller möglich und das stimmt wahrscheinlich auch. Es scheint keine Möglichkeit zu geben, den Batteriezustand zu überprüfen.
Die Sonnenbrille funktioniert gut, ich habe Probleme mit der UV-Strahlung und meine Augen tun mir nie weh, wenn ich sie trage, auch nicht mittags bei klarem Himmel. Außerdem ist sie polarisiert. Sie wiegt mehr als herkömmliche Sonnenbrillen, aber es tut auch nach mehreren Stunden nicht weh sie zu tragen. Die Kamera ist nicht allzu auffällig, ich kenne niemanden, der sie entdeckte, bevor er davon erfuhr oder sie erahnte.

Ich habe nicht getestet, wie belastbar die Sonnenbrille ist, aber bisher ist es mir noch nicht gelungen, etwas zu zerbrechen. Die Ladebuchse und der Hauptschalter (der nur selten benutzt wird, weil er monatelang eingeschaltet bleiben kann) sind mit einer Gummiklappe abgedeckt, die in der geschlossenen Position nicht wirklich gut hält, sich aber nicht öffnet, wenn sie nicht oder nur leicht berührt wird.
Es ist leicht, die microSD-Karte in einem Laptop zu vergessen, nachdem man das Video überprüft hat. In diesem Fall warnt die Brille nicht sofort vor dem Problem, sondern stoppt die Aufnahme erst nach einer halben Minute.
Die Position der Kamera ist in den meisten Fällen ein Vorteil gegenüber ähnlichen Geräten, da sie wirklich aus dem Blickwinkel des Trägers aufnimmt und nicht in der Hand gehalten oder an etwas befestigt werden muss. Allerdings besteht das Problem, dass lange Haare in die Kamerasicht kommen können.

Videoqualität

Das aufgenommene Video ist in FullHD-Auflösung mit 30 FPS. Es hat nicht die gleiche Qualität wie ein professionelles Video, aber es ist definitiv nicht schlecht. Weiter unten könnt ihr euch davon selbst überzeugen, auch wenn die Originalqualität vor der Bearbeitung und Codierung etwas besser war. Der weite Kamerawinkel bewirkt, dass entfernte Objekte auf dem Video recht klein sind, auch wenn ein gesundes Auge sie deutlich sehen kann.
Die Dateigröße ist 133 Megabyte pro Minute im .mov-Format, aber ich habe keinen Weg gefunden, es in ein Format zu konvertieren, das deutlich weniger Platz ohne einen signifikanten Qualitätsverlust in Anspruch nehmen würde, so dass die Größe angemessen sein dürfte. Dies hat leider zur Folge, dass Videos, die länger als 15 Minuten sind, nicht auf einer microSD-Karte gespeichert werden können, da die Dateien für das unterstützte Dateisystem zu groß wären. Wenn die Aufnahmezeit diese Grenze überschreitet, ertönt ein Signalton und die Aufnahme in eine neue Datei beginnt mit einer Verzögerung von etwa einer Sekunde. Die größte erlaubte microSD-Karte ist 32 GiB, so dass die maximale Gesamtlänge der gespeicherten Videos 4 Stunden beträgt.

Der Ton wird ebenfalls aufgenommen. Seine Qualität ist vergleichbar mit einem normalen Smartphone- oder Laptop-Mikrofon. Nahe gelegene Stimmen können gehört und verstanden werden, auch wenn es viel Lärm vom Wind gibt.
Die Beschreibung besagt, dass die Kameraauflösung 12 Megapixel beträgt, aber das ist irrelevant, da sie nur Video aufnehmen kann.
Die Kamera passt sich nicht schnell an wechselnde Lichtverhältnisse an und startet mit den Standardeinstellungen, so dass die ersten paar Sekunden des ersten Videos zu hell werden, wenn die Aufnahme an einem hellen Tag beginnt. Wechselt sie danach in den Standby-Modus, bleiben die aktuellen Einstellungen bis zum Aus- und Wiedereinschalten erhalten. Der direkte Blick auf die Sonne überstrahlt große Teile des Bildes.
Der Bildausschnitt ist eher rund als eine Ebene, wodurch sich die geraden Linien großer Objekte leicht verformen, was mich bisher daran gehindert hat, das Wackeln mit Filtern zu entfernen. Es sieht auf dem Video selbst nicht störend aus und könnte durch eine geometrische Transformation korrigiert werden, aber ich habe es nicht geschafft eine zu ergooglen und bin zu faul, selbst eine zu implementieren.

Hier ist ein Video, das ich kürzlich während einer Radtour aufgenommen habe. Ich lerne zur Zeit, Videos zu bearbeiten, also habe ich wahrscheinlich mehr Fußnoten über die Fahrt hinzugefügt als nötig. Bitte haltet mich nicht für einen GoPro-Fanatiker, das Video ist sogar nicht gelistet und nur hier erhältlich:

Fazit

Für einen Preis um die 45€ erwartete ich nichts dergleichen wie eine GoPro-Kamera. Aber die Videoqualität ist überraschend gut, definitiv besser als eine Kamera auf einem typischen Smartphone, das viel mehr kostet.
Sie ist definitiv keine Lösung für alle Aufnahmesituationen, aber ihre Nische einer preiswerten, unauffälligen und einfach zu bedienenden Alternative zu einer GoPro-Kamera füllt sie gut aus. Wegen all der kleinen Probleme, die sie hat, ist meine Bewertung 4/5.

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Dieses Review erschien auch auf Michal’s Blog und wurde von André Hahn übersetzt.

Physiker, Informatiker und leidenschaftlicher Metalhead. Technologischer Spinner mit dem Talent, seine GNU/Linux-Systeme auf die verrücktesten Arten zu zerlegen.

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